Ein Leben ohne Strom können sich nur die wenigsten vorstellen.

Auf so einiges kann man verzichten, aber wenn es um Elektrizität geht ist bei vielen Schluss mit dem alternativen Leben.

Auch ich tue mich schwer mit dem Gedanken keinen Strom mehr zur Verfügung zu haben, jedoch möchte ich euch von einem befreundeten Hof erzählen, auf dem genau das der Alltag ist.

Willkommen auf dem Keltenhof in Freyenstein!

Es ist Winter geworden und ich befinde mich bei guten Freunden auf ihren beindruckenden Anwesen mitten im Wald.

Sie haben vor Jahren ihren Hof in absoluter Alleinlage zum Schnäppchenpreis erworben und befinden sich auf dem Weg in die Autarkie.

Niemand verirrt sich zu ihnen, der den Weg nicht kennt, allein ein altertümliches Schild mit zwei Drachen darauf weisen den Weg zum Keltenhof Freyenstein.

Vorbei an ihrer Pferdekoppel, auf der auch Schafe mitweiden, erstreckt sich ihr altes Bauernhaus.

Die beiden Hofhunde Rammstein und Paulchen begrüßen uns freundlich mit lauten Gebell, zu lange waren wir nicht mehr auf Besuch, dabei liegt der Keltenhof gerademal eine Stunde von unserer Farm entfernt.

Wir geloben Besserung und treten ein ins alte Gehöft.

Lilo, Caren und Uwe führen ein Leben fast wie vor hunderten von Jahren, ohne Strom und fließend Wasser.

Die Zeit der Kelten hat es ihnen besonders angetan, das erkennt man sofort an ihrer Kleidung, die sie in sorgfältiger Handarbeit für sich selber genäht haben.

Aus fester gefilzter Schurwolle sind ihre Gewänder, die Schnee, Kälte und Schmutz nichts anhaben können und optimal für ein Leben auf dem Land sind.

Derweil bereitet Lilo ein herzhaftes Mahl aus Hafer auf dem holzbefeuerten Küchenofen zu, der die gesamte Küche wohlig warm beheizt.

Die ältere Dame legt noch ein paar Holzscheite nach.

Das Holz dürfen sie sich aus ihren umliegenden Wald schlagen, die Bäume wachsen dicht an dicht und der Pächter ist froh, wenn jemand die Bäume etwas ausdünnt.

Es gibt auch eine Zentralheizung, die man mit Holz befeuert und mit der man die Räume beheizen kann.

Um das erwärmte Wasser vom Speicher in die einzelnen Heizkörper zu pumpen benötigt sie Strom.

Den Strom ließen sie sich vor über einem Jahr freiwillig abstellen.

“Wo ich aufgewachsen bin, ist auch nicht immer Strom zur Verfügung gewesen.“ Erzählt mir Caren, die in Südafrika groß wurde.

“Wir wollen nicht von den Energiekonzernen abhängig sein oder sie weiterhin unterstützen. Früher ging es auch ohne Strom und dahin möchten wir gerne gehen.“

Alle drei sind in ihren Leben um die ganze Welt gekommen, ihre Augen verraten nur einen Bruchteil von dem was sie schon erlebt haben.

Kerzen und Solarleuchten anstelle von Lampen, die Wäsche selber waschen und auf selbstreinigende Naturfasern achten.

“So eine große Umstellung ist das nicht!“

Da sind sich alle drei einig.

Während mir Lilo einen Tee mit selbstgemachten Löwenzahnhonig zubereitet, sehe ich mich in den anderen Räumen um.

Auf der Anrichte liegen Dolche und altertümliche Messer zur Schau gestellt.

Uwe schmiedete die Klingen und macht den Griff aus Knochen oder Holz, welches er beim Spaziergang im Wald findet.

Er kann Schmieden und ist auch handwerklich äußerst geschickt.

Die Holzhütten konstruiert er selber, sie werden für Naturliebhaber und Abenteuerlustige zu mieten sein.

Hier wackelt nichts und ist von einem Profi gebaut, das teste ich sofort, auch eine separate Toilette schließt sich ihr an.

Noch ist die Holzhütte nicht fertig, denn die eigene Außenküche ist im Bau und ein Holzofen für drinnen in Planung.

Die Toiletten auf dem Keltenhof, natürlich Latrinen genannt, sind eine Mischung aus Kompost-Toilette und Plumps-Klo.

Die Fäkalien kompostieren in einem unglaublich tiefen Erdloch, indem als Spülung Sägespäne oder Laub geworfen wird. Der direkte Kontakt zur Erde und die gute Belüftung begünstigen die schnelle Zersetzung. Die Folge davon: Kein Geruch und guter Kompost für die Beete.

Auf dem Hof befindet sich auch eine auf Regenwasser und auf Druck basierte Freiluftdusche, diese wird von ganz Mutigen auch im Winter benutzt.

Für die nicht so Hartgesottenen gibt es das Badehaus, eine süße kleine Hütte, in der eine Badewanne, sowie ein holzbefeuerter Badeofen steht.

Damit es auch im Winter nicht zu kalt wird sind die Wände, die aus Baumstämmen bestehen, mit Wolle ihrer Schafe gedämmt.

Ein Projekt, das in mir den puren Neid erweckt.

Ihr Wasser sammeln sie in großen Regentonnen, damit wird geduscht, gebadet und Kleidung gewaschen.

Manchmal und da sind die drei ehrlich wird auch mal der Generator angeworfen, um Trinkwasser aus dem Brunnen in den Wassertank zu pumpen, dann werden auch schnell die Handys mitaufgeladen, denn ganz ohne Technik geht es noch nicht, schließlich müssen auch sie etwas Geld verdienen.

Eine Idee für eine Wasserpumpe auf Windkraft ist schon da, nur die Umsetzung benötigt noch etwas Zeit und Materialien.

Ich bin jedes Mal erstaunt, wie ein ganzer Traum aus dem Nichts realisiert werden kann.

Trotz ihres Alters arbeiten die Drei unaufhörlich an ihren Hof, denn es noch gibt einiges zu reparieren und zu erneuern.

Sie recyclen Materialien und bauen damit etwas völlig Neues auf, so auch eine Schenke.

Zur ihren Keltenfesten, die sich nach der Natur richten, wird in der Schenke mit instrumentaler Musik und deftigen Essen ausgiebig gefeiert.

Lilo schenkt ihren selbstgemachten Holunderbeerenlikör aus und der mittige Feuerplatz sorgt für gemütliche, altertümliche Atmosphäre.

Bänke und Tische sind aus Paletten gefertigt an denen Kürbissuppe aus eigenem Anbau serviert wird.

Diese Feste gehen bis spät in die Nacht, klar bei einer absoluten Alleinlage beschwert sich auch kein Nachbar.

Zelte werden draußen aufgeschlagen und der Nachthimmel genossen.

Lichtverschmutzung gibt es hier nicht und die gesamte Milchstraße erscheint bei einem wolkenlosen Himmel in voller Pracht.

Hier draußen kommt man wirklich zur Ruhe, ob das an dem nicht vorhandenen Strom liegt, an der Natur oder an den drei Gastgebern weiß ich nicht, aber es tut gut.

Caren ist Heilerin und gibt auf ihrem Hof regelmäßig Meditationsunterricht, erstellt persönliche Horoskope oder lindert Probleme mit ihren immensen Wissen an Kristallen.

Sie ist der spirituelle Kern des Keltenhofes und strahlt voller Magie, trotzdem ist sie sehr erdig und geht keinesfalls in die New Age-Richtung.

Der Keltenhof ist wie mein zweites zu Hause, es gibt unglaublich viel zu entdecken, noch mehr zu lernen und gleichzeitig kann ich mich hier entspannen.

Ich gehe jedes Mal mit Erkenntnissen und Fragen, die mich mehr in die Richtung führen, wo ich hin will, in die der Unabhängigkeit.

Hier wird einem deutlich, dass es für Strom auch Alternativen gibt, dass es wirklich geht, wenn man weiß, wie und die Möglichkeit hat sie umzusetzen.

Und hier wird auch mir klar, dass ich immer noch so abhängig von diesem System bin und noch viel zu lernen habe.

Uwe, Caren und Lilo sind seit Jahren gute Freunde von uns.

Ich schrieb diesen Artikel nicht nur, um zu zeigen, dass es auch anders geht und sogar sehr gut anders geht, sondern auch um den ein oder anderen zum Nachdenken zu bewegen, denn Strom gab es schließlich nicht immer.

An dieser Stelle noch möchte ich euch von ganzen Herzen Danken Uwe, Caren und Lilo!

Ihr seid eine riesige Inspirationsquelle für mich. Ich hoffe, dass ich im Alter auch noch so motiviert bin Grenzen zu sprengen.

Könntest du dir ein Leben ohne Strom vorstellen? Wäre das auch etwas für dich? Lass es uns wissen und schreibe deine Meinung in den Kommentaren!

Fotos Copyright Biotopica Farm © 2018

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    1. Vor kurzem habe ich meinen Weg zu dir auf die Biotopica-Farm gefunden und ich bin restlos begeistert von eurer Lebensweise und deiner Seite :).

      Ein sehr inspirierendes Thema, ohne Strom zu leben, wie ich finde. Mich reizt vor allem daran der Geruch von Abenteuer und Naturnähe. Ich würde es auf jeden Fall gerne einmal erleben, komplett ohne Strom zurechtzukommen. Daran gefällt mir der Gedanke der Unabhängigkeit und des Kreativ-werdens. Wir nehmen so viel für selbstverständlich, Strom ist ja praktisch allgegenwärtig. Aber erst wenn er mal weg ist, fangen wir an zu grübeln.

      Uns ist das einmal passiert, als ich mit meinen Eltern auch noch in Alleinlage gewohnt habe, mitten im Winter nach einem Sturm, dass uns die Strom- und Telefonmasten abgeknickt sind. Und leider war es gar nicht schön, da Vermieter bzw. vorherige Mieter jegliche Ofenheizung aus dem Haus rausgeworfen hatten. Alles andere war gar nicht so schlimm (Fernsehen, Telefon, etc.) , nur die fehlende Wärme hat zu schaffen gemacht.

      Liebe Grüße aus Mecklenburg-Vorpommern =)

    2. Hallo Liebe Nicole,
      Ich bin vor einiger Zeit schon mal auf deinen Blog gestoßen und habe an wenigen Tagen viel gelesen und dann leider alles etwas aus den Augen verloren. Jetzt bin ich wieder darauf gestoßen und sauge weiterhin alles auf, es istungemein beeindruckend und inspirierend!
      Der Keltenhof ist natürlichnoch mal eine ganz andere Nummer, aber auch euren Selbstversorgerhof bewundere ich schon ganz stark.
      Leider sitze ich dank Corona gerade in Neuseeland fest und warte darauf endlich nach Hause zu kommen, dann werde ich aber auch ganz schnell in den Garten laufen und fleißig umgestalten!
      Meine Oma schafft das alles Lieder nicht mehr und somit habe ich schon das Okay der Familie den möchtegern englischen Garten etwas Natur nah und nützlicher um zu gestalten – sprich Essen anbauen und Insekten einladen, da fr3ue ich mich auch schon unglaublich drauf.

      Aaaaber zurück zum Thema dieses Beitrags, hier in Neuseeland hatte ich das Glück eine Woche auf dem Gelände einer Maori Frau und ihrer Tochter leben und helfen zu dürfen.
      Da gab es zwar noch ein wenig Strom, der kam allerdings von der eigenen Solarzelleund würde auch nur für Handys etc genutzt. Die Küche hatte Gas, die Dusche ebenfalls noch mal eine Solarzelle und das Wasser kam auch aus dem Boden. Für Gäste oder auch Helfer wie mich gibt es dort ebenfalls kleine Holzkasten mit Stockbett oder auch mal einem Doppelbett, zur Komposttoilette muss man ein paar Meter raus gehen. Hier wird die Toilette mehrmals am Tag gesäubert, so stinkt es auch nicht. Nur ist der Job natürlich weniger ansprechend. Geheizt wird nicht, daher Wärmeschutz im Winter wohl doch sehr kalt, da helfen nur die Wärmflasche fürs Bett.
      Mit dem Anbau von der eigenen Nahrung wurde gerade erst begonnen, daher war hier viel zu tun aber leider noch wenig zu ernten. Na ja aller Anfang ist schwer. Außerdem würde ein Großteil des Grundstücks der Natur gegeben, die nur ein wenig unterstützt wird damit die Einheimischen Pflanzen den Kampf gegen das ganze Überseegrün gewinnen.

      Auch wenn es nur eine Woche war, fand ich es wirklich eine super Erfahrung, die ich nicht missen möchte! Ganz zu schweigen von den netten Menschen, die man dort kennenlernen durfte.
      Man kommt tatsächlichmit sehr viel weniger aus und das gar nicht mal so schwer. Ganz missen möchteich den Strom aber nicht, so eine Solarzelle ist denke ich schon Gold wert.

      Wie sieht das eigentlich bei euch auf dem Hof aus? Nutzt ihr eine Komposttoilette und wenn ja wie genau funktioniert diese? Ich bin immer wieder neugierig.

      Liebe Grüße Djana

      1. Nicole

        Die echte Person!

        Autor Nicole fungiert als echte Person und hat alle Tests gegen Spambots bestanden. Anti-Spam von CleanTalk.

        sagt:

        Hallo Djana,
        Das klingt traumhaft. Da kommt man wieder zurück zur Natur.
        Schau mal hier habe ich einen Artikel über die Komposttoilette:

        https://www.biotopicafarm.de/kompost-toilette/

        Wir benutzen die Komposttoilette für draußen, Gartenpartys oder für Outdoor Besucher oder wenn Wasser/Strom abgestellt wird und die Spülung nicht mehr funktioniert. Das ist schon praktisch.
        Liebe Grüße
        Nicole

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