Das 5 Hektar Landgut
Ziegenmilch und Schafmilch ist die auf der Welt weitverbreitetste Milchsorte. Auch Milch vom Yak oder Rentier wird in Nepal, sowie in der Mongolei hauptsächlich getrunken. Milch von der Kuh dagegen ist ein Luxusgut und wird in unseren westlichen Ländern bevorzugt. Ein Luxusgut deswegen, weil eine Kuh eine immense Fläche braucht, um ihren Nahrungsbedarf zu befriedigen, die wir in unserer verstädterten Landschaft nicht immer aufbringen können.
Vorweg sag ich hier gleich, dass ich keinerlei Erfahrung mit Kühen habe und mir eigentlich kein Bild darübermachen kann, wie ein Bauernhof mit Kuh auszusehen hat. Durch Freunde und Bekannte, die Kühe gehalten haben, habe ich einen oberflächlichen, aber trotzdem nur theoretischen Einblick erhaschen können. Alle Angaben sind pure Spekulation und haben einen unwissentlichen Charakter. Jedoch finde ich es auch für mich höchst interessant darüber nachzudenken, wieviel Fläche man für eine Kuh bräuchte.
In Foren und Fachmagazinen habe ich die verschiedensten Ansichten dazu gelesen, wieviel eine Mutterkuh an Fläche braucht. Denn Kuh ist nicht gleich Kuh. Wie bei allen Tieren kommt es auf die Rasse an, denn das kann entscheidend dafür sein, wieviel eine Kuh am Tag frisst.
Die Ansichten unter den Landwirten, wieviel eine Mutterkuh plus Kalb an Fläche braucht reichen von 1 Hektar bis zu 3 Hektar. Das ist nicht nur wegen der Rasse so weit gefächert, sondern auch wegen der Bodenbeschaffenheit. Auf trockenen, harten Böden wächst Gras nur langsam nach und wird von härteren Gräsern und Unkräutern leichter verdrängt. Klar bräuchte man dann noch mehr Fläche, um die Kuh und ihr Kälbchen ausreichend im Frühjahr, Sommer und im Herbst zu versorgen. Im Winter greift man dann auf Heu zurück.
Eine kleine Rasse, Mutterkuh und Kalb verfuttern ungefähr 1,125 Heurundballen pro Monat. Auf einem Hektar kann die Heuernte von 1-20 Heuballen variieren. Das kommt natürlich auf die Beschaffenheit der Wiese an, auf die Pressart des Ballens, Auf die Wetterverhältnisse, sowie auf den Schnitt. Es spielen so viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle, dass eine genaue Berechnung der Menge an Futter unmöglich ist. Jedoch ist es besser mehr Fläche zur Verfügung zu haben, wenn es darum geht ein Lebewesen richtig zu versorgen.
Eine Kuh ist ein Wandertier und braucht ausreichend Fläche, um Artgerecht gehalten zu werden. Bei reiner Stallhaltung wird mir einfach nur schlecht. Leider sieht man das hier auf dem Land auch öfters, egal ob Milchkuh oder Mastkuh. Aber zum Glück ermöglicht die Mehrheit der Bauern ihren Kühen ein Leben auf endlosen Weiden und im Winter einen Standort nahe des Bauernhauses. Jedes Tier hat viel Verantwortung, jedoch überschätzt man sich bei größeren schneller.
Dasselbe gilt für Pferde. Pferde brauchen viel Auslauf. Und ich denke, in jeden von uns kommt tiefes Mitleid auf, wenn wir ein Pferd auf einer kleinen Parzelle weiden sehen. Uns ist einfach bewusst, dass diese Tiere es lieben zu galoppieren.
Hinter unseren Hof wurden jahrelang Pferde gehalten, ich war für das tägliche Wassergeben zuständig und jedes Mal erstaunt wieviel so ein Pferd am Tag wegtrinken kann. Auch kam täglich jemand, um die Pferde zu füttern. 6 Pferde auf 1 Hektar fressen, in Null Komma Nix alles kahl, haben zusammen aber ordentlich viel Spaß. Ein Pferd braucht ungefähr 1,5Kg Heu pro 100 Kg. Dabei sollte man bedenken, dass ein Pferd bis über 1000Kg wiegen kann und 100Kg das Gewicht eines Miniatur-Ponys ist.
Klar ist, du brauchst für ein Pferd Fläche. Auch klar ist, du brauchst ordentlich viel Muskelkraft oder maschinelle Hilfe für die tägliche Futtergabe. Und ich hoffe, dass dir auch klar ist, dass du Zeit brauchst, denn so ein Tier möchte auch ausgeritten werden und etwas sehen von der Welt. Regelmäßiges Training ist Pflicht, sonst bleibt oder auch wird das Pferd wild und lässt dich nicht aufsitzen.
Mittlere bis große Pferderassen brauchen enorm viel Fläche und enorm viel Futtermittel. Ein Pferd ist nicht umsonst ein Statussymbol der Reichen. Denn ein Deutsches Reitpferd, welches bei uns die am häufigsten gehaltene Rasse ist, futtert mit seinen 650 Kg, 9,75Kg Heu am Tag weg und im Monat mit 30 Tagen 292,5Kg. Wer einen guten Heulieferanten in der Umgebung kennt ist da klar im Vorteil. Bei uns kostet ein Rundballen von 1,5m Durchmesser, um die 30 Euro. Das wäre pro Pferd rund 30 Euro im Monat, also 60 Euro für zwei.
Natürlich kann man und möchte man sich gewisse Hobbys leisten und auch, wenn sich das hier für einige sehr teuer anhört, kommt es auf einen selber an, wieviel man bereit ist für ein Hobby im Monat auszugeben. Ein Pferd ist da definitiv nicht unmöglich, aber zwei Pferde sollten es schon mindestens sein. Niemand mag die Einsamkeit, außer manche Menschen für eine kurze Zeit.
Ein Pferd und eine Kuh sind für pure Selbstversorger kostspielig, denn man braucht ja erst einmal das Land, um die Tiere zu versorgen. Jedoch für die Hobbyhaltung kann man auch mit etwas weniger Fläche, als 5 Hektar seinen Traum vom Luxustier erfüllen. Nichts ist unmöglich, außer du glaubst daran.
Ob von den 5 Hektar noch genug Fläche für deinen Gemüsegarten übrig bleibt? Das kommt wohl aufs Wetter an und wie das Gras so wächst. Ich kann nur spekulieren, ob genug für einen Selber übrigbleibt. Ich habe, wie gesagt, keinerlei nennenswerte Erfahrung in diesen Bereich. Aber wenn ich mich entschließen würde eine Kuh oder ein Pferd zu halten, würde ich genug Geld beiseite packen, um nicht nur meine Familie, sondern auch die Tiere mehr als ausreichend versorgen zu können.
Fazit
Umso größer deine zur Verfügung stehende Fläche ist, desto komplexer wird sie und damit auch aufwendiger. Und Je mehr Tiere du auf kleiner Fläche hältst, desto Zeitintensiver wird es für dich diese zu managen. Große Tiere erfordern mehr Kraft, ob durch Traktoren für die Futterlieferung oder ob du öfters hin und her laufen musst, um genügend Futter auf die Weide zu bringen.
Eine große Herde an Tiere zu haben ist Zeitintensiv, denn jedes einzelne Individuum braucht regelmäßige Pflege. Von Federn schneiden, Hufe beschlagen über Klauen schneiden oder Wolle scheren, sowie Füttern und sich mit ihnen beschäftigen, ein Tier erhebt Anspruch auf diese Dinge. Beschäftigst du dich nicht ausreichend mit deinen Tieren verwildern sie und bauen kein Vertrauen zu dir auf.
Ein Garten anzulegen, Samen zu pflanzen, Unkraut zu zupfen, Düngen und Ernten kommt da noch hinzu. Wer Tiere haben möchte, sollte sich im Klaren, darüber sein, dass das viel Verantwortung mit sich trägt, die nicht nach ein paar Wochen oder Monate oder Jahre ausläuft. Es können zig Jahre werden, in denen du für ihr Wohl verantwortlich bist. Es braucht meist nur ein paar Sekunden und du hast dein Tier erkannt und es für immer ins Herz geschlossen, dann wird es schwer sich wieder zu trennen. Man ist auch nicht von Anfang an ein eingespieltes Team, das entwickelt sich von alleine. Über die effiziente Planung, wie du deine Tiere verpflegst und Kraft einsparst kommt bald ein separater Artikel.
Ich hoffe ich habe dir keinen Mut genommen, sondern dir etwas Mut gegeben, damit du deinen Traum von der eigenen Selbstversorgung fröhlich entgegenstreben kannst.
Vieles klingt immer komplizierter, als es in Wirklichkeit ist. Für mich passt es immer, wenn ich zuerst gut überlege und dann handle ohne negative Gedanken aufkommen zu lassen. Wenn man gut informiert ist und auch weiß was man will hat man die Power Dinge in die Tat umzusetzen. Das gilt in jeden Lebenslagen
Anmerkung: Die gesamten Flächen sind ohne Einbezug von Wäldern zur Versorgung mit Wärme. Nicht nur wir, sondern auch Freunde von uns besitzen keine eigene Waldfläche, jedoch wohnen wir in der Nähe von Wäldern. Durch regelmäßiges Sammeln von Trockenholz über das gesamte Jahr, können wir uns völlig kostenlos versorgen ohne Holz zu kaufen zu müssen. Beachte, dass man nur Äste und keine ganzen Baumstämme aus den Wald entwenden darf, das gilt sonst als Diebstahl! Dazu sollte man natürlich auch einen eigenen Brunnen besitzen oder an einem Bachlauf wohnen, um sich mit frischen Wasser versorgen zu können.
Kartoffeln: 30000 kg pro 1 Hektar= 3Kg pro 1qm (Mit 2,5kg-4kg Kartoffeln pro qm ist zu rechnen, das kommt auf die Kartoffelsorte, auf den Standort und der Witterung an)
Brot: 1,5qm an Weizenähren für ein Brot, 4 Brote pro Wochen, 52 Wochen im Jahr = 306qm an Weizen, bei 2qm sind es 416qm für 4 Brote in der Woche
Sonnenblumenöl: 1L Sonnenblumenöl aus 60 Sonnenblumen, 1 Hektar beherbergt 70000 Sonnenblumen = 700 Sonnenblumen auf 100qm = ca 11,7 L Sonnenblumenöl / 15 L Rapsöl pro 100qm
Huhn= 160g Futter am Tag (Legehenne)
Schaf= 1-2Kg Heu pro Tag, 30-60Kg Heu pro Monat (Mini-Schafrasse)
Ziege= 1-2Kg Heu pro Tag, 30-60Kg Heu pro Monat (mittlere Ziegenrasse)
Schwein =1,5-3kg pro Tag, 90Kg pro Monat, 3kg x 365 Tage=1095kg in Jahr
Kleine Rasse, Mutterkuh plus Kalb pro 1 Hektar= ca 1,125 Rundballen pro Monat
Pro 100kg Pferd = 1,5Kg Heu, 650Kg Reitpferd pro Tag= 9,75 Kg pro, 292Kg pro Monat, 3559 Kg pro Jahr
Heu-Rundballen pro qm= 140Kg, 300Kg ca 30 Euro
Was denkst du, wieviel Fläche brauchst du nun wirklich, um deine Bedürfnisse zu befriedigen?
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