Kaum etwas scheint so wichtig, wie die Größe einer Farm. Natürlich gibt es mehr Möglichkeiten auf einem Bauernhof, der mehrere Hektar hat, jedoch heißt Größer nicht gleich besser. Wie du deine perfekte Größe ermittelst verrate ich dir in diesem Artikel, denn je nach Arbeitsaufwand und Essgewohnheiten kann diese variieren.
Der Stadt Balkon
Als ich noch im Herzen von Berlin gewohnt habe, gärtnerte ich auch schon auf meinem nach Nord-Ost ausgerichteten 2qm Balkon. Dass du dich davon nicht komplett selbstversorgen kannst, ist wohl jeden bewusst, aber du kannst trotzdem einiges ernten. Auf die Technik und auf die richtige Pflanzenwahl kommt es an.
Vertical Gardening in Töpfen und ein eigener Wurmkompost in der Küche ergeben eine tolle Kombination.
Kletterzucchini, Kürbis, Zuckererbsenschoten, Bohnen, Mexikanische Mini-Gurken, Einlegegurken, Schlangengurken, Mini Paprika, Cherry-Tomaten oder andere kleine Tomatensorten eignen sich perfekt für eine schnelle und regelmäßige Ernte. Lasse sie bis an der Decke hochwachsen und nutze jeden kleinsten Platz vollständig aus. Salate in Balkonkästen, sowie Kräuter und Frühlingszwiebeln runden deinen Speiseplan zusätzlich ab.
Konzentriere dich auf einjährige Pflanzen und ernte keine ganzen Pflanzen, damit sie immer wieder nachwachsen können.
Es hat sogar einen riesen Vorteil auf einen Balkon/Dachterrasse zu gärtnern. Durch die abgestrahlte Wärme der Hauswände reifen Früchte schneller und du kannst mehr Gemüse oder Früchte von einer Pflanze ernten, als in einen herkömmlichen Garten.
Für Früchte solltest du deine Umgebung nach Obstbäumen absuchen. Es gibt sogar Portale auf denen Obstbäume verzeichnet sind.
Der 500qm Kleingarten
Bis zu 500qm besitzen viele Kleingartenanlagen in Großstädten oder am Städterand. Diese Gärten kann man relativ günstig pachten oder kaufen. Es gibt genaue Vorschriften, was man darf und was nicht. Das beeinträchtigt die Gestaltungsfreiheit, jedoch sollte man sich zuerst informieren bevor man absolut Schwarz sieht. Schließlich ist das eine tolle Gelegenheit in der Stadt zu wohnen und sein eigenes Gemüse anzubauen.
Gemüse kann man auf solch einer Größe definitiv reichlich anbauen. Die Biointensive Anbaumethode, sowie Vertikale Rankgitter für Kletterpflanzen sind perfekt für kleine Flächen und lassen dich mehr Gemüse ernten, als du auf einmal verzehren könntest. Auch Beerenbüsche oder Zwergobstbäume (benötigen einen regelmäßigen Schnitt) finden in der kleinsten Ecke Platz. Auch Kartoffeln könntest du auf dieser Fläche anbauen, lies dazu den nächsten Gartenabschnitt.
Als Tiere würde ich dir Wachteln empfehlen. Sie benötigen nicht viel Platz und legen ab 15 Grad Celsius jeden Tag bis zu 2 Eier pro Wachtel.
Eine kleine Schar an Hühnern verlangt durch den Platzmangel eine tägliche Fütterung und Reinigung des Geheges, ist aber auch machbar.
Tauben können auch eine tolle Alternative sein für Fleischesser oder einfach nur für Liebhaber.
Kaninchenhaltung ist auch beliebt für Kleingärten. Eine ausschließliche Stallhaltung ist alles andere als Artgerecht. Kaninchen lieben es zu rennen und herumzutollen. Für mich ein absolutes No go, jedoch in einem Gehege, dass dies ermöglicht könnte eine Kaninchenhaltung auch Platz finden.
Kleingärten lassen sich auch toll als Gemeinschaftsprojekte nutzen. So kann man sich mit anderen Gärtnern mit Gemüse und Obst austauschen und erschafft so gesunde menschliche Beziehungen.
In Amerika ist die Dervaes Familie durch ihre effiziente Art sich auf weniger als 500qm selbst zu versorgen berühmt geworden.
Sie verkaufen sogar ihre Ernte an umliegende Restaurants, halten Zwergziegen, ein paar Enten und Hühner, sowie ein eigenes Bienenvolk. Die Berichte über die Dervaes Familie sind absolut inspirierend und für jeden angehenden Selbstversorger ein Muss: https://www.youtube.com/watch?v=7IbODJiEM5A
Es kommt wie bei allen darauf an, wie effizient du die Beete planst. Verringere die Größe der Gehwege so sehr wie nur möglich.
Der 1000qm Stadtrandgarten
Hier bin ich groß geworden. 1000qm sind viel und für eine Selbstversorgung. Sie sind definitiv ausreichend für eine Selbstversorgung mit Obst, Gemüse, Eier, Fleisch und Fisch für eine 4 Köpfige Familie.
Wie Fisch?
Schon mal etwas von Aquaponics gehört?
Nein?
Na dann wird es aber Zeit.
Aquaponics sind Fischtanks, die mit einem Hochbeet verbunden sind, welches die Filterung des Fischbeckens übernimmt und dadurch ihre Nährstoffe erhält. Die Pflanzen wachsen in einem Tongranulat, welches das Wasser nicht verunreinigt, wie bei herkömmlicher Erde. So kannst du Fisch züchten und gleichzeitig Gemüse anbauen.
Neben dieser Methode für zusätzliches Gemüse, sind meine geliebten Biointensiven Beete, gemischt mit Permakultur und einem Gewächshaus hervorragend. Diese Kombination kann dich das ganze Jahr über mit frischen Gemüse versorgen.
Für mehr Infos klick den Link: http://www.aquaponik-eigenbau.de/aquaponik/was-ist-das
Kommen wir zum Kartoffelanbau. Wir sind Kartoffelliebhaber. Unser Verbrauch liegt bei nicht ganz 25kg pro Monat, das ist jetzt sehr grob gerechnet und leicht übertrieben. Wir brauchen aber immer etwas Luft nach oben. Der Jahresverbrauch für uns 3 liegt somit bei 300kg. Man rechnet mit ungefähr 3Kg pro 1qm, das wären 100qm für unseren Jahresverbrauch. Da ich aber immer mit Verlusten rechne und weil ich meiner Familie und meinen Freunden immer etwas von unserem Hof mitbringe, würde ich bis zu 200qm Kartoffeln anpflanzen. Mit Kartoffeltürmen kannst du die Fläche verringern ohne Ernteverluste zu haben, jedoch erfordern Kartoffeltürme viel Erde zum anhäufeln. Ich bin mir sicher, dass du weniger Kartoffeln isst als wir. Der durchschnittliche Kartoffelverbrauch der Deutschen liegt zwischen 60kg und 70kg im Jahr. Jetzt darf ich nicht sagen, dass wir auch noch massig Reis essen. Das Bauernleben macht wohl sehr hungrig.
Selbst ein Obstbaumgarten findet auf dieser Fläche genügend Platz und lässt deinen Garten dschungelhaft erscheinen. Vergiss nicht deine Beeren und Bäume mit Netzen vor Vögel zu schützen, denn diese fressen fleißig mit und lassen dir nichts übrig. Ich spreche hier aus Erfahrung. 😉
Wachteln, Tauben, Hühner, Enten, Kaninchen, Bienen und sogar Zwergziegen finden hier Platz. Lieber nicht alle auf einmal, sondern nur ausgewählte Arten. Natürlich darf man es auch keinesfalls mit der Anzahl übertreiben, denn das macht nicht nur zu viel Arbeit, sondern belastet auch den Boden.
Ein mögliches Beispiel wäre ein Gemüsegarten von 500qm mit Gewächshaus und 3 Aquaponicsysteme. Kompost, Brennesseljauche und Wasserspeicher sollten sich in unmittelbarer Nähe zum Gemüsegarten befinden. Einen umzäunten Obstgarten mit Bienenvolk und 6 freilaufenden Hühnern. Ein auf mehreren Ebenen eingerichtetes Wachtelgehege von 6qm mit maximal 10 Wachteln. Kaninchengehege mit Auslauf und transportablen Kaninchentraktor für 6-8 Kaninchen. Bei einer guten Anordnung, sollte hier noch genügend Platz für Terrassen, Spielplatz oder sonstige Gebilde sein. Du könntest auch 4 Enten halten anstelle von Kaninchen oder Wachteln. Eine regelmäßige Fütterung ist hier Pflicht, denn von der Fläche allein wird sich nur der Mensch versorgen können.
Dies ist nur ein Beispiel und soll dich anregen, über eine effiziente Lösung der Flächenaufteilung nachzudenken. Wie immer gilt: Minimiere Gehwege und maximiere Auslauf und Anbaufläche. Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse an Nahrung und seine eigenen Ansichten wieviel Platz für ein Tier angemessen ist.
Bei Tauben, Bienen sowie Zwergziegen sollten unbedingt die Nachbarn vorher gefragt werden. Viele haben ein Problem damit, wenn übermäßig Taubenkot ihren Garten trifft oder sich tausende von Bienen eine neue Heimat in Nachbars Bäume auswählt. Der Geruch von Ziegenböcken kann sehr stark und unangenehm sein, das ist nicht nach jedermanns Geschmack. Auch das Krähen eines Hahns kann schon zur Anzeige beim Ordnungsamt führen. Also besser nachgefragt.
Für eine rein vegane Selbstversorgung kann hier auf Tiere verzichtet und ein Großteil an Mehl und Sonnenblumenöl angebaut werden. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
Schreib mir doch, was für deine Selbstversorgung wichtig ist! Ich bin gespannt.
Fotos Copyright Biotopica Farm © 2016